Farbwechsel beim Chameleon

Bioinspirierte Materialien

Die Natur - unser bester Lehrmeister!
Farbwechsel beim Chameleon
Foto: Teyssier, J., Saenko, S., van der Marel, D. et al. Photonic crystals cause active colour change in chameleons. Nat Commun 6, 6368 (2015). https://doi.org/10.1038/ncomms7368

Oberflächen

Morpho­logische, physi­kalisch-chemische und bio­orga­nische Ober­flächen­modi­fika­tionen metal­lischer, kera­mischer und poly­merer Werk­stoffe haben zum Ziel, die Wechsel­wirkung zwischen Bio­system und Implan­tat dahin­gehend zu be­ein­flussen, dass beispiels­weise bio­inerte Werk­stoff­ober­flächen mit osteo­konduk­tiven Eigen­schaften aus­gestat­tet oder poröse Träger­struk­turen für die Züch­tung unter­schied­licher Gewebe­typen entwickelt werden können. Weiter­hin sind sie von Interesse für dentale Restau­rationen, bei denen die Material­ober­fläche durch Adhäsion an die Zahn­hart­substanz anbindet.

Reversible Veränderung der Strukturfarben durch elastische Verformung

Foto: CSI/FSU

Die topographische Oberflächenmodifikation durch einen definierten Materialabtrag mittels Ultrakurzpulslaser (laser-induzierte periodische Oberflächenstrukturen (LIPSS)) erlaubt darüber hinaus die Veränderung der optischen Oberflächeneigenschaften. Ein prominentes Beispiel hierfür sind Strukturfarben, für deren Erzeugung die Natur als Vorbild zahlreiche Lösungen bereithält. Am Beispiel der LIPSS führt das nanoskalige, periodische Oberflächenrelief zu beugenden Eigenschaften und damit zu spezifischen Strukturfarben, die je nach Beleuchtungs- und Beobachtungswinkel variieren. Ein Schwerpunkt der Arbeitsgruppe liegt in der reversiblen Veränderung dieser Strukturfarben durch eine elastische Verformung des Substratmaterials, die für Sensoren zur Detektion von Materialverformung und somit für die frühzeitige Erkennung von Materialversagen eingesetzt werden kann.

https://doi.org/10.1016/j.apsusc.2018.12.051Externer Link

Reversible Änderung LIPSS-basierter Strukturfarben bei elastischer Verformung

Video: Universität Jena

Biomineralisierung

Biomimetischer Apatit

Grafik: CSI/FSU

Simu­lierte Körper­flüssig­keiten (simulated body fluid, SBF), die den anor­ganischen Bestand­teil des mensch­lichen Blut­plasmas nach­bilden, werden für vitro Bio­aktivi­täts­tests einge­setzt. Darüber hinaus bietet ihr Einsatz die Möglich­keit, bio­mime­tischen Apatit, der in seiner Zusam­men­setzung, Morpho­logie und Wachstums­orien­tierung dem Apatit des Säuge­tier­knochens ent­spricht, nachzu­bilden. Getem­perte bio­mime­tische Apatite zeigen emit­tieren Licht (Photo­lumines­zenz) und erschei­nen deshalb von beson­derem Interesse für die visu­elle Dar­stel­lung von Knochen­umbau­prozes­sen. Modi­fi­zierte SBF Lösungen, bei denen Ionen­konzen­trationen und Über­sättigungs­grad erhöht wurden, werden ein­ge­setzt, um die Apatit­bildung zu beschleu­nigen und inner­halb weniger Stunden bio­aktive Beschich­tungen auf unter­schied­lichen Materialien herzu­stellen.

DOI: 10.1016/j.msec.2017.08.032Externer Link
DOI: 10.1111/jace.15736Externer Link

Die Synthese nano­kristal­liner, bio­aktiver bzw. resorbier­barer Calcium­phosphat­pulver, die durch nass-chemische Fällungs­reaktion herge­stellt werden, ist von beson­derem Interesse für der Her­stel­lung last­tragen­der ortho­pädischer Knochen­implantate. Ionen­substitu­tionen wurden mit dem Ziel durch­geführt, das Resorptions­verhalten der Werk­stoffe gezielt zu beein­flussen und so die Bio­akzep­tanz zu ver­bes­sern. Durch Vakuum­pulver­synthese konnten die mecha­nischen Eigen­schaften gesin­terter Form­körper signi­fikant gestei­gert werden. Bio­mime­tische Prozesse wurden genutzt, um carbonat­haltige HA Pulver mit knochen­spezi­fischer Zusam­men­setzung und Kristallit­größe her­zu­stellen. Sol-Gel-Verfahren wurden ver­wendet, um bioaktive Natrium­titanat-Keramiken bzw. SiO2-CaO-Gläser her­zu­stel­len.

DOI: 10.3390/ma11020192Externer Link // DOI: 10.3390/ma11091610Externer Link

Selbstheilung

Selbstheilungsmechanismen in faserverstärkten CPC

Grafik: CSI/FSU

Calciumphosphatzemente (CPC) sind aufgrund ihrer Biokompatibilität und osteokonduktiven Eigenschaften ein vielversprechendes Material für die Regeneration von Knochengewebe insbesondere nach einer Tumorentfernung oder Zahnextraktion. Allerdings ist die Anwendung solcher CPC aufgrund ihrer inhärenten Sprödigkeit bisher auf nicht-lasttragende Knochenbereiche beschränkt. Aus diesem Grund haben wir uns mit der Herstellung eines schadenstoleranten CPC beschäftigt, bei dem die Einarbeitung von funktionalisierten Kohlenstofffasern im Schadensfall eine stabile, flache Rissausbreitung mit Rissöffnungen kleiner 10 µm ermöglicht. Ein anschließender Selbstheilungsprozess in simulierter Körperflüssigkeit (SBF), der die in vivo Mineralisierung bioaktiver Oberflächen in vitro nachahmt, schließt die Risse und stellt die mechanischen Eigenschaften vollständig wieder her. Dabei wurden zwei Wege der Selbstheilung untersucht: i) intrinsische Heilung, die auf den bioaktiven Eigenschaften der Zementmatrix und der chemisch behandelten C-Fasern basiert und so eine Nukleation von Apatit an den Rissflanken ermöglicht, und ii) extrinsische Selbstheilung, bei der aus polymeren Kapselsystemen, die durch einen fortschreitenden Riss geöffnet werden, H2PO4- als Initiator für die Apatitbildung freigesetzt wird und es durch lokale Übersättigung an PO43--Ionen zu einer vollständigen Mineralisierung der Risse kommt. Die Selbstheilungkapazität der CPC bleibt dabei auch bei wiederholter Schädigung über mehrere Zyklen hinweg erhalten. Schadenstolerante, selbstheilende CPC sind von besonderem Interesse, um die Lebensdauer von Calciumphosphat-basierten Implantaten zu erhöhen und ihr Einsatzpotential auf lasttragende Bereiche zu erweitern.

DOI: 10.1038/s41598-020-66207-2Externer Link

Strukturhybride

Bakteriennanozellulose

Grafik: CSI/FSU

Bakterien-Nanozellulose (BNC)

Cellu­lose, das welt­weit am häufig­sten vor­kom­mende, nach­wachsende Bio­polymer, wurde in Form von Langmuir-Blodgett Mono­layern, Fasern und Gewirken ver­wendet, um durch che­mische Vor­behand­lung bzw. durch Abschei­dung bio­aktiver Precursor­phasen wirk­stoff­beladene Scaffolds für die Knochen- und Knorpel­regenera­tion herzu­stellen. Über Koagu­lation bzw. Koex­trusion von Cellu­lose/ HA Sus­pen­sionen können bio­aktive, Hydroxyl­apatit gefüllte Cellu­lose­folien bzw. -fasern herge­stellt werden.

Photokatalytisch aktive Hybride aus Anatas Nanopartikeln (NP) und bakterieller Nanocellulose (BNC) wurden durch Disper­gierung der NP in Hestrin-Schramm-Medium hergestellt. An der Kontaktfläche zu Luft metabolisieren die Bakterien Glukose und produzieren Cellulose. Dabei integrieren sie die NP im entstehenden Hydrogelnetzwerk. Die antibakterielle Wirkung solcher Hybride konnte durch Methanolkonversion unter UV Bestrahlung nachgewiesen werden. Durch die in situ Integration funktioneller NP in BNC kann das Anwendungsspektrum dieses Hydrogelmaterials stark erweitert werden.

DOI: dx.doi.org/10.1021/la302787zExterner Link // DOI: 10.1039/C4RA09898FExterner Link

Ice-templating

Grafik: CSI/FSU

Gefrierstrukturierung

Mittels Gefrierstrukturierung können keramische Scaffolds, die über eine offene und gerichtete Porosität verfügen, hergestellt werden. Bei dem Prozess werden keramische Schlicker mit Hilfe eines temperaturgesteuerten Kühlfingers gerichtet erstarrt. Eine Kontrolle der Eisfrontgeschwindigkeit innerhalb eines geeigneten Intervalls bewirkt das Wachstum lamellarer Eiskristalle. Dabei werden die Keramikpartikel an der Spitze der wachsenden Eiskristalle ausgestoßen und lagern sich zwischen den Eiskristallen an. Eine anschließende Sublimierung der Eisphase führt zu strukturierten Grünkörpern, die gesintert werden können.

Die Strukturgrößen und mechanischen Eigenschaften gesinterter TCP Scaffolds hängen vom Feststoffgehalt des Schlickers und der eingestellten Eisfront­geschwindigkeit ab. Durch Zunahme des Feststoffgehalts von 10 Vol-% auf 30 Vol-% nimmt die Porosität von 80% auf 50% ab. Die Porosität ist dabei unabhängig von der Eisfrontgeschwindigkeit. Für eine gegebene Porosität hingegen beeinflusst die Eisfrontgeschwindigkeit die Porenbreite und die Dicke der keramischen Lamellen. Mit zunehmender Geschwindigkeit verringern sich die Strukturgrößen. Gleichzeitig erhöht sich die Druckfestigkeit der Scaffolds auf das Doppelte, da die Anzahl an Fehlern mit kritischer Größe abnimmt.

DOI: 10.1016/j.actbio.2014.08.020Externer Link

Ice-templating

Grafik: CSI/FSU

Gesinterte TCP Scaffolds wurden mit dem biodegradierbaren Biopolymer PCL imprägniert. Dabei wurde die Polymermenge so gering gehalten, dass nur Mikroporen infiltriert und die Keramiklamellen mit einem dünnen Polymerfilm beschichtet wurden, ohne dabei aber die Makroporosität zu beeinflussen. Die infiltrierten Proben zeigen ein schadenstolerantes Bruchverhalten, das durch die Entstehung kaltverstreckter PCL Fasern, die Mikro- und Makrorisse überbrücken, erklärt werden kann. Darüber hinaus nimmt sowohl die Druck- als auch die Zugfestigkeit um etwa 100% zu.

DOI: 10.1021/am507333qExterner Link